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Der Schriftsteller »Ernst Bernhardt«

Nachdem Oskar Bernhardt dem Beruf des Kaufmannes endgültig abgesagt und sich der Schriftstellerei zugewandt hatte, ist zu spüren, wie er einem enormen Schaffensdrang Raum gegeben hat. Seinen umfangreichen Reiseerzählungen folgten Novellen und Romane, und – besonders – Schauspiele. Hier einige seiner Werke: http://oskar-ernst-bernhardt.blogspot.com.es/


Das Theater scheint ihm als unmittelbarer Spiegel menschlichen Lebens und Handelns am meisten zugesagt zu haben. Seine Arbeit trug nicht nur literarisch Früchte in Form eines wachsenden Renommees als Buch- und Bühnenautor, sondern wohl auch wirtschaftlich. Die Jahre in Mainz bescherten ihm Uraufführungen einiger seiner Werke am dortigen Stadttheater, wie auch in anderen Städten, und eine rege Vortragstätigkeit des Schriftstellers unterstützte die Entwicklung.

Es würde den Rahmen dieser Zusammenfassung sprengen, das doch recht umfangreiche literarische Werk Oskar Ernst Bernhardts im einzelnen zu würdigen. Nur soviel kann im großen und ganzen gesagt werden: Schon die ersten Veröffentlichungen zeigen bei spannender, lebensvoller Darstellung – im Frühwerk erinnern die Sujets gelegentlich an Karl May (1842–1912) – das tiefe Anliegen des Autors, Grundzüge des Menschseins: Liebe, Glaube, Vertrauen, Verantwortungsbewusstsein, aber auch Leidenschaft, Hass, Unversöhnlichkeit, Tod und Schicksal im Wort und in großer Bildhaftigkeit zu gestalten, überwiegend in Form von Schauspielen.

In den späteren Werken, von denen einige in die Zeit der ersten Teil-Publikationen seiner „Gralsbotschaft“ hineinreichen, wird immer deutlicher, wie sich die Themen, die Gestalten und Szenen weiter vertiefen, verinnerlichen, und wie es dem Autor darum geht, über den Spannungsbogen eines Bühnenstückes zu einer stimmigen Lösung des dramatischen Knotens zu führen – was nicht unbedingt immer ein „happy end“ bedeutet.

Seine große Zuneigung zum Schauspiel bewahrte sich Oskar Ernst Bernhardt zeitlebens, und er verknüpfte sie mit bühnentechnischen Vorstellungen, die damals wie „Zukunftsmusik“ klangen, dagegen heute fast schon als geläufiger Regie-Kunstgriff zur technischen Bühnenrealität gehören.

Dazu hat ein Zeitzeuge seine Erinnerung an ein Gespräch über die Kunst und das Theater mit O. E. Bernhardt (Herbst 1941) festgehalten und notiert, was dieser dem Sinne nach sagte: „In Zukunft dürfe die Musik für Bühnenwerke nur zur Untermalung des Textes und der Handlung dienen. Der Film müsse so stark zur Mitwirkung gelangen, z. B. zur Sichtbarmachung seelischer Vorgänge usw., aber auch, um Zwischenvorgänge darzustellen.

Man denke sich nur den Walkürenritt bei Wagner, in den Wolken daherjagend, durch filmische Darstellung unterstützt. Dabei muß man noch an den zu erwartenden Fortschritt im Film denken. – Auch die feinstofflichen Kräfte müssten beim Theater verwendet werden derart, daß die Zuschauer in einen Zustand visionären Schauens versetzt würden. Selbstverständlich würde der Zweck des künftigen Theaters nicht bloße Unterhaltung sein, sondern eine Hinführung zu wirklicher innerer Erhebung, also zur Förderung des Geistigen im Menschen.“

Ein Werk, das diesem Zweck des Theaters im besonderen Maße entspricht, ist das Lustspiel (!) „Erdenbann“. O. E. Bernhardt selber nennt als dessen Entstehungsjahr das Jahr 1917. (Uraufführung Innsbruck, 22. Mai 1925).

Das bedeutet, er hat es während seiner Internierungsjahre zwischen 1915 und 1919 auf der britischen „Isle of Man“ verfasst – also während des 1. Weltkriegs. Bevor auf diese Zeitspanne „in der Wüste“ näher eingegangen wird, ist nachzutragen, wie sich bis dahin das Leben des Schriftstellers O. Ernst Bernhardt gestaltete.

Die Mainzer Jahre (1907–1909) ließen sich durchaus erfolgreich an, und Beziehungen zum dortigen Stadttheater blieben lange bestehen. Die Familie – die übrigens mit der Geburt der Tochter Edith am 29. Mai 1907 (noch in Bern) gewachsen war – hatte in der Taunusstraße ein passendes Zuhause und fand Unterstützung durch Oskar E. Bernhardts Mutter Emma Therese. Zur Familie seiner Frau Martha bzw. deren Schwester in Regensburg bestanden gute Beziehungen, die auch Oskar Bernhardt besuchsweise dorthin führten und später den Umzug der Familie Bernhardt (von Kassel) nach Regensburg mit bewirkt haben mögen.

O. Ernst Bernhardt reiste von Mainz aus viel innerhalb Deutschlands (Hamburg, Berlin, München u. a.) sowie nach Wien und Budapest, was sich aus notwendig werdenden Verlags-Verhandlungen zur Drucklegung seiner Werke ergeben mochte. Der Plan, von Mainz nach Berlin, der Reichshauptstadt und Metropole der Literaten, umzuziehen, wich der faktischen Übersiedelung nach Kassel (November 1909).

Hier hatte O. E. Bernhardt offenbar für längere Zeit sesshaft werden wollen. Doch schon im April (O. E. Bernhardt) bzw. September 1912 (Frau und Kinder) verzog die Familie nach Regensburg. Ein Briefdokument sagt aus, daß Oskar E. Bernhardt von hier aus seine Reise in die Vereinigten Staaten von Amerika, genauer gesagt nach New York angetreten haben soll.

Es scheinen nicht allein literarische Interessen gewesen zu sein, die ihn dorthin führten. So berichtet ein Zeitzeuge, daß er in New York u. a. im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft dortiger Anwälte tätig wurde. Dieses Anwaltsbüro namens „Styx“ hatte sich zur Aufgabe gestellt, Menschen, die sich eines Deliktes (Raub, Gewalt) schuldig gemacht hatten, bei ihrer Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu helfen – entsprechende Einsicht und Einstellung vorausgesetzt.

Literarisch hat O. E. Bernhardt seine New Yorker Eindrücke in sein Bühnenstück „Diamanten“ (als Bühnen-Manuskript überliefert) eingearbeitet, das hauptsächlich in New York spielt und gegenwartsnah von Finanzschwindel, Falschspielern, Pressekampagnen, gesellschaftlichem „Schein“ statt Sein sowie von der Liebe einer Millionärstochter zu einem Deutschen handelt.

 

Im Camp Knockaloe

Auch Großbritannien zog O. E. Bernhardt an. Er reiste (1913) nach London, um eine längere Zeit dort zu bleiben (was ihn dazu veranlasste, ist nicht überliefert – vermutlich u. a. auch Studien der englischen Dramendichtung). Doch der Ausbruch des 1. Weltkriegs (1914) veränderte alles.

Zwar musste der arrivierte Schriftsteller und deutsche Bühnenautor Oskar Ernst Bernhardt – er stand im Alter von fast 40 Jahren – eine Einberufung in den Krieg auf deutscher Seite vorerst nicht erwarten, aber der Krieg wurde bedrohlicher, und die Stimmung in England schlug um: Die britische Regierung verhängte über alle Deutschen, die sich im Lande aufhielten – und das waren immerhin ca. 60.000 (zu Kriegsende nur noch 22.400) –, Internierungshaft.

Ein deutlicher „Antigermanism“ (Anti-Deutschenstimmung) war mit der rechtsorientierten, konservativen Regierung in England aufgekommen, und eine „Special Police“ war den Deutschen überall auf der Spur.
Einer der Zigtausend gefangener Deutschen war ab 1915 Oskar Ernst Bernhardt. Man brachte ihn auf die mit vielen großen Camps damals speziell für Internierungen eingerichtete „Isle of Man“ in der Irischen See, auf dem Weg zum Nordkanal.

Mit Hilfe extra installierter Bahnstrecken wurden die Internierten in Güterwaggons vom Hafen Douglas oder Peel aus in die Lager transportiert – die Deutschen fast alle ins „Camp Knockaloe“, nahe Peel. Wenigstens vier lange Jahre hier interniert, war es den Lagerinsassen dennoch möglich – unter Zensur, versteht sich –, auch ein gewisses Kulturleben in den Camps zu entfalten.

Vielleicht hat auch der Autor O. Bernhardt dazu beigetragen – die diversen Lagerzeitungen des Camps durften neben „Sachlichem“ auch Literarisches bringen. Der folgend wiedergegebene Bericht eines (namenlosen) Internierten über seine Empfindungen vom Lagerleben gibt wohl gleichzeitig auch ein Bild davon, wie der deutsche Schriftsteller dieselbe Situation erlebt haben mag: „Wir sitzen – darüber besteht kein Zweifel. Zum Teil schon lange, zum Teil weniger lange.

Möglicherweise werden wir noch manche lange Nacht zu Dreißig schlafen, vielleicht winkt das ein- oder zweischläfrige Federbett schon in naher Ferne. Wer weiß? Obwohl sicher viel getan wird, unser Los zu lindern, kann doch niemand behaupten, daß (Stobs) als Luftkurort auf Dauer zu empfehlen ist. Denn der Winter naht. Oder sind wir bereits im Winter? Blüht uns der Mai im Dezember? Die Welt ist aus den Fugen, und der Möglichkeiten sind keine Schranken gesetzt.

(…) mittlerweile werden wir ein wenig simpel, spinnen wohl gar und geraten in den gemütvollen Traumzustand, gemeinhin Dusel genannt. Das Gehirn verengt sich. Die Ereignisse des Vorlebens liegen weit zurück. (…)


Manchmal fliegt ein Brief über den Stacheldraht. Aus Deutschland oder vom englischen Heim. Das, was wir wissen möchten, steht nicht darin. Natürlich nicht. (…)

Und die Lehmerde des Lagers. Darüber könnte man Kapitel schreiben. Hat man je solchen Boden gesehen? Der ist so elastisch, daß man nicht glaubte, daß man ging, sondern man würde gegangen. Federnd bei schönem Wetter, wundertief bei schlechtem. Wie eine deutsche Seele … “

Doch über solche oder ähnliche Eindrücke, die sicher auch ihn berührt haben, und über Jahre, die ihn, den Reisegewohnten, zwangsläufig „ruhig“ stellten, mitten in einer bunt zusammengeworfenen Männergesellschaft, wurde für Oskar Ernst Bernhardt dieser Abschnitt seines Lebens zu einem entscheidenden, inneren Wendepunkt. Als er – 1919 erst – das Camp, die Isle of Man, Großbritannien verlassen und nach Deutschland zurückkehren konnte, hatte diese Zeit „in der Wüste“ in ihm eine Erkenntnis reifen lassen.



Einige seiner Werke:

Aus fernen Landen; I. Band.pdf
PDF-Dokument [293.1 KB]
Aus fernen Landen; II. Band.pdf
PDF-Dokument [3.6 MB]
Erdenbann.pdf
PDF-Dokument [401.4 KB]
Der Abenteurer.pdf
PDF-Dokument [414.8 KB]
Der verlorene Weg.pdf
PDF-Dokument [196.8 KB]
Sin patria.pdf
PDF-Dokument [219.2 KB]
Die Armspange; Annita.pdf
PDF-Dokument [605.5 KB]
Die Bajadere.pdf
PDF-Dokument [516.3 KB]
Unter fremden Völkern.pdf
PDF-Dokument [1'023.1 KB]